Kurzbeschreibung | Das 2011 eröffnete Muna-Museum Grebenhain ist eine Erinnerungsstätte zur Geschichte der von 1936 bis 1945 bestehenden „Luftmunitionsanstalt Hartmannshain“ („Muna“) bei Grebenhain im Vogelsberg. |
Träger / Initiative | Arbeitskreis Muna Grebenhain Förderverein MUNA-Museum Grebenhain e. V. |
Information | Ziele Unsere Vereinigung, der am 15. November 2004 gegründete Arbeitskreis Muna Grebenhain hat sich die Erforschung, Aufarbeitung und Vermittlung der Geschichte der „Luftmunitionsanstalt Hartmannshain“ in ihrer Gesamtheit zum Ziel gesetzt. Dazu zählen für uns insbesondere die Vorgeschichte und der Bau der „Muna“, ihr Zweck und die alltäglichen Betriebsabläufe, die Arbeitskräfte einschließlich der dort eingesetzten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, sowie die Ereignisse in der „Muna“ während des Krieges und die Zerstörungen gegen Kriegsende. Dazu zählen aber auch die Nutzung des „Muna“-Geländes von der Nachkriegszeit bis heute und die Enmunitionierung. Wichtig ist für uns die Einbettung der „Muna“ in den zeitgeschichtlichen Kontext der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, der Aufrüstung der deutschen Wehrmacht und des Zweiten Weltkrieges. Im Hinblick darauf widmen wir uns der Sammlung und Archivierung von Erinnerungen, Dokumenten und Sachzeugnissen der "Luftmunitionsanstalt Hartmannshain" und dem Schutz der noch erhaltenen baulichen Überreste. Weiterhin bieten wir Führungen durch die ehemalige Anlage an. Auf unsere Initiative hin konnte am 8. Mai 2011 das Muna-Museum in der „Alten Schule“ in Grebenhain-Bermuthshain eröffnet werden. 2013 folgte eine Außenstelle in einem Bunker im früheren NATO-Depot in Grebenhain-Oberwald. Aus den Reihen unseres Arbeitskreises heraus wurde am 16. April 2013 der Förderverein MUNA-Grebenhain e. V. gegründet. ausführliche Beschreibung Rund 370 sogenannte Munitionsanstalten (jeweils abgekürzt als „Muna“) wurden zwischen 1933 und 1945 im Deutschen Reich sowie in den deutsch besetzten Gebieten Europas von den Teilstreitkräften der Wehrmacht (Heer, Luftwaffe, Marine) gebaut und betrieben. Ihre Hauptaufgabe war die Fertigstellung von im Kriegseinsatz verwendungsfähiger Munition aus den von der Rüstungsindustrie angelieferten scharfen und unscharfen Bestandteilen. Im April 1936 begannen im Oberwald, rund zwei Kilometer westlich der Ortschaft Grebenhain bzw. nördlich des Dorfes Bermuthshain die Bauarbeiten für eine Munitionsanstalt der Luftwaffe. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes waren - wie bei allen Munitionsanstalten - das ausgedehnte Waldgelände, das eine Tarnung gegen feindliche Luftaufklärung versprach, und die in der Nähe vorbeiführende Eisenbahnstrecke zum Transport von Munition und Munitionsteilen. Die Gesamtfläche betrug rund 176 Hektar. Wie alle Munitionsanstalten der Wehrmacht war die Luftmunitionsanstalt Hartmannshain in vier verschiedene Funktionsbereiche gegliedert. Im Wohngebiet befanden sich die Wohnhäuser für die leitenden Offiziere und die im Umgang mit der Munition geschulten „Feuerwerker“. Zum Verwaltungsgebiet gehörten das Verwaltungsgebäude, die Kasernen, das Kasino und die Werkstätten sowie Fahrzeuggaragen. Das eigentliche "Herz" der Muna war das Arbeitsgebiet mit den Munitionsarbeitshäusern. Hier fanden die eigentlichen Munitionsarbeiten wie das Bezündern von Bomben und die Verpackung in Munitionskisten statt. Den größten Teil der „Muna“ nahm das Lagergebiet mit rund 120 oberirdisch errichteten Bunkern ein, Hier lagerten die fertige Munition und die Munitionsteile. Bis zu 800 Menschen arbeiteten während des Zweiten Weltkrieges in der „Muna“ - die wenigsten davon aus freiem Willen. Zu den rund 20 Angehörigen der Luftwaffe kam noch eine Wachmannschaft. Das zivile Personal bestand bis 1943 aus sogenannten Dienstverpflichteten, die aufgrund eines im Herbst 1938 erlassenen Reichsgesetzes zur Arbeit in der „Muna“ verpflichtet wurden. Die meisten von ihnen kamen aus der Umgebung der „Muna“. Viele der Dienstverpflichteten waren ältere Männer und vor allem Frauen. Ab Anfang Juli 1943 mussten in der „Muna“ auch ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter die teilweise gefährliche Arbeit verrichten. Es handelte sich dabei hauptsächlich um rund 110 junge Frauen und Mädchen aus der nordöstlichen Ukraine. Sie mussten unter anderem Splitterbomben mit Zündern versehen und in Abwurfbehälter einsetzen. Dabei kam es 1944 zu einer Explosion mit drei Toten. Neben den jungen Ukrainerinnen mussten ab 1944 auch italienische „Militär-Internierte“ in der „Muna“ Zwangsarbeit leisten. Untergebracht waren die Zwangsarbeiterinnen in einem Barackenlager in Bermuthshain. Nach Kriegsende dienten die verwaisten Arbeitshäuser und Hallen zivilen Firmen und Industriebetrieben als Produktionsstätten. Vor allem Heimatvertriebene und Flüchtlinge schufen sich dort neue Erwerbsmöglichkeiten. Durch die bis heute bestehende Nutzung des ehemaligen Arbeitsbereiches der Munitionsanstalt als Gewerbegebiet wandelte sich das vor 1936 überwiegend durch Landwirtschaft und Kleinhandwerk geprägte Dorf Grebenhain zu einer Industriegemeinde. Dauerausstellung In der Dauerausstellung im Muna-Museum Grebenhain werden die Geschichte der „Luftmunitionsanstalt Hartmannshain“ 1936 bis 1945, ihre Rolle in der Rüstung und Kriegführung, der „Arbeitsalltag“ in der Munitionsanstalt und der „Arbeitseinsatz“ der vorwiegend ukrainischen Zwangsarbeitskräfte anhand von Schautafeln, Bildern, Filmen und Exponaten thematisiert. Ein Teil der Dauerausstellung ist außerdem der vielfältigen Nutzung des Geländes der Munitionsanstalt von 1945 bis heute gewidmet. Zum Muna-Museum Grebenhain gehören weiterhin ein Archiv mit Präsenzbibliothek sowie ein Mehrzweckraum, der für Wechselausstellungen, Vorträge und andere Veranstaltungen genutzt werden kann. Am 8. Mai 2013 wurde die Außenstelle des Muna-Museums eingeweiht. Sie befindet sich in einem 1980/81 errichteten Bunker im früheren NATO-Depot im Oberwald. In der Außenstelle sind weitere originale Exponate aus der „Luftmunitionsanstalt Hartmannshain“ zu sehen. Thematisiert wird außerdem die Friedensbewegung in Osthessen in den 1970er und 1980er Jahren, deren Proteste sich u. a. auch gegen das NATO-Depot richteten. Der Förderverein bietet jährlich zwischen April und Oktober einmal im Monat eine öffentliche Führung durch das ehemalige Gelände der Munitionsanstalt im Oberwald an. Für geschlossene Gruppe wie z. B. Vereine und Schulklassen sind auf Anfrage jederzeit eigene Führungen durch die frühere „Muna“ an einem selbst gewählten Termin möglich. Angebote Muna-Museum Grebenhain: Öffnungszeiten samstags 14.00 bis 17.00 Uhr und sonntags 10.00 bis 17.00 Uhr sowie nach Vereinbarung. Eintritt 3,00 € pro Person (Gruppe 2,00 € pro Person), ermäßigt 2,00 € pro Person (Gruppe 1,50 € pro Person). Gruppenführung „Muna“-Gelände: Dauer etwa 3 Stunden, min. 8 – max. 30 Teilnehmer (Anmeldung erforderlich). Teilnahmegebühr 10,00 € pro Teilnehmer, ermäßigt 5,00 € pro Teilnehmer. Der etwaige Besuch im Muna-Museum Grebenhain ist in der Gebühr mit inbegriffen. Ermäßigte Personen sind Jugendliche bis 18 Jahre und Schüler sowie Menschen mit Schwerbehindertenausweis. Kinder, die sich im Vorschulalter befinden, sowie Begleitpersonen von Menschen mit Schwerbehindertenausweis sind frei. Gruppen unter 8 Personen zahlen bei Geländeführungen eine Pauschale von 80,00 EUR für alle Teilnehmer. Informationsblätter über die ehemalige Munitionsanstalt und das Museum sind kostenlos erhältlich. |
Standort | Sitz und Dauerausstellung: An der Alten Schule 7, 36355 Grebenhain, Ortsteil Bermuthshain |
Internet | eigene Website: www.muna-grebenhain.de auf der Website der HLZ auf der Website des Hessischen Museumsverbandes auf der Website der Museumslandschaft Oberhessen die Luftmunitionsanstalt Hartmannshain im Online-Lexikon Wikipedia das Muna-Museum Grebenhain im Online-Lexikon Wikipedia |
Publikationen | • Autorenkollektiv (Bearb.): Muna Grebenhain im Oberwald/Vogelsberg – ehemalige „Luftmunitionsanstalt Hartmannshain“ 1936-1945, Hrsg. Arbeitskreis Muna Grebenhain, Grebenhain 2011 (2. Auflage, 1. Auflage 2007) • Eigner, Carsten (Bearb.): Muna-Museum Grebenhain. Erinnerungsstätte zur Geschichte und Folgenutzung der „Luftmunitionsanstalt Hartmannshain“ 1936-1945 in der „Alten Schule“ in Bermuthshain, Hrsg. Arbeitskreis Muna Grebenhain, Grebenhain 2011 • Eigner, Carsten: Bomben und Zwangsarbeit in ländlicher Idylle. Zur Geschichte der „Luftmunitionsanstalt Hartmannshain“ bei Grebenhain im Vogelsberg 1936 – 1945, in: Heimat im Bild 14/2012 • Eigner, Carsten: Im Herbst 1936 besuchte der "Führer" die Muna. Nach dem Nürnberger Reichsparteitag großes propagandistisches Spektakel im Hohen Vogelsberg, in: Heimat im Bild 15/2012 • Eigner, Carsten (Bearb.): Muna-Museum Grebenhain. Museum und Erinnerungsstätte zur Geschichte und Folgenutzung der Luftmunitionsanstalt Hartmannshain (1936 –1945) im Oberwald/Vogelsberg in der Alten Schule in Bermuthshain, Hrsg. Förderverein MUNA-Museum Grebenhain e. V., Grebenhain 2016 • Eigner, Carsten (Bearb.): "Muna im Wald, wir finden dich bald!" Die Luftmunitionsanstalt Hartmannshain (Muna) bei Grebenhain im Vogelsberg von 1936 bis 1945 und das Muna-Gelände von 1946 bis heute, Hrsg. Förderverein MUNA-Museum Grebenhain e. V., Grebenhain 2018 (3. Aufl., 1. u. 2. Aufl. 2018) |